NZZ | Tunesien – Paris: Einblick in eine Schlepperroute

Seit Anfang Jahr brechen Tausende junge Tunesier auf nach Europa. Es sind so viele, dass sich ganze Dörfer im Süden des Landes leeren. Die Jungen haben – auch durch Videos in den sozialen Netzwerken – eine neue Route entdeckt.

Als kleiner Junge wollte Khaled Arzt werden. Nur ein Kindheitstraum, sagt der 22-Jährige heute verlegen, er habe natürlich rasch begriffen, dass dies unrealistisch sei. Da, wo er herkomme, hätten die Jungen nur bescheidene Erwartungen, erzählt Khaled am Telefon. Sie möchten anständige Kleider und einen Job, der ihnen ein normales Leben ermöglicht.

Khaled, der eigentlich anders heisst, ist in Tataouine aufgewachsen, als ältester Sohn einer Familie mit sechs Kindern und wenig Geld. Tataouine ist die südlichste Provinz Tunesiens, vernachlässigt vom Staat schon seit der französischen Kolonialzeit. Der Ertrag des Bodens, reich an Öl und Gas, wird kaum in der Region investiert.

Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Armut ebenfalls, und gerade entsteht in Khaleds Heimat ein noch grösseres Problem: Die Jungen verschwinden.

12 000 Menschen seien seit Anfang Jahr aufgebrochen, berechnete der lokale Soziologe Mohammed Nejib Boutaleb im Spätsommer. Das ist rund ein Zwölftel der Bevölkerung der Provinz Tataouine. Manche halten diese Schätzung für übertrieben. Andere sagen, es seien noch mehr.

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